Der Jodlerwirt ist jeweils Donnerstag, Freitag und Samstag ab 18.00 Uhr geöffnet mit Restaurantbetrieb. Am Freitag und Samstag zudem ab 21.30 Uhr als Schlagerclub mit DJ & Party.
Auf bald im Jodlerwirt!
In der Zeit des aufblühenden Tourismus in Luzern, kurz vor der Jahrhundertwende, liess der Wirt Dis-ler Anton und seine Ehefrau Marie geb. Felder im Nordteil des Hotels einen einstöckigen Saal mit Sei-ten- und Oberlicht anbauen. Als Architekten beauf-tragten die beiden den Baumeister Vogt Emil, der, aus Grenchen kommend, in Luzern bereits einen fachmännisch guten Ruf besass. Dieser wiederum zog als Gestalter und Dekorateur Weingarter Sera-phin zu, Magister und Begründer der Kunstgewer-beschule Luzern. In den Jahren 1897-1898 wurde der Saal aufgerichtet und mit allen in der Jahrhun-dertwende bekannten Kunsthandwerken und Künstlern von Luzern gestaltet.
Das Holzwerk bearbeitete der Tischmacher Zemp von Entlebuch; für die Schnitzereien waren Matt-mann Konradin und Staffelbach Pfilipp zuständig und die Glasmalereien besorgten Renggli Eduard und Danner Jean, um zusammen die zentral-schweizerische Glasmalerei Luzern zu begründen. Nach den Plänen von Vogt wurde der Saal dreige-teilt. Ein mittlerer, quadratischen Teil in Form einer einer Vierung mit einem künstlerisch behandelten Oberlicht wird von einem Ost- Westteil flankiert, die wenig niedere, geschlossene Decken haben. Vorstehende Holzpilaster stützen den Mittelteil.
Im damaligen Geiste den Historienmalerei, gepaart mit nachklingender Romantik, wollte man dem Saal ein historisch-heraldische Gepräge geben. Für die Bemalung waren dem „Magister“ Weingartner sei-ne Schüler Waldisbühl Fridli, Limacher Oskar und Theiler Bäni verantwortlich. Die Bildhauerarbeiten besorgte Siegwart Hugo, die dann Zbinden Noldi bemalt hat.
Die Leuchter schmiedetet Schnyder Ludi. Die ganze dekorative Gestaltung hat bis in die Details Wein-gartner Seraphin bestimmt und die entsprechenden Risse angefertigt.
In der Grundhaltung ist es eine Hommage an das Rütli. Obwohl zur Zeit der Gründung der Eidgenos-senschaft Luzern noch eine habsburgische Stadt war, wurde Luzern in diese Gründung einbezogen. So stellt das zentrale Deckenquadrat; getragen von zwei Holzpilastern mit je einer hermenartigen Figur als Wappenträger die Urkantone (und zusätzlich Luzern) die Gründung der Schweiz dar mit dem Schweizerwappen in der zentralen Deckenlichtöff-nung. Auf den Balken dieser Vierung ist ein Teil des Rütli-Liedes aufgemalt „Drum Rütli sei freundlich gegrüsst…“ Auf der oberen Nordwand steht Werner Stauffacher von Schwyz, Walten Fürst von Uri, auf der Südseite Arnold von Melchtal von Unterwalden, den Rütlischwur bekräftigend (fälschlicherweise ist dem Arnold von Melchtal das Nidwaldner, neben dem Schweizerwappen zugeteilt; Obwalden wurde vergessen!). Dafür kommt als Vierter im Bunde der sterbende Schultheiss Gundoldingen in der Schlacht bei Sempach zu Ehren.
Auf dem unteren Dachbalken sind in der Vierung die Wappen der übrigen Kantone ( minus Urkanto-ne und Luzern, die ja von den Wappenhaltern viel grösser vorgezeigt werden ) aufgeführt. (begreifli-cherweise fehlt der Kanton Jura)
Der obere Rand der im ganzen Saal umlaufenden Holztäferung stellt die Zinnen der Museggmauer dar, die einzig vom Zytglockenturm auf der Ostseite unterbrochen wird. Unter den Zinnen läuft ein Fries rundum, geschnitzt mit Reblaub, Reben und na-schenden Vögeln, während das Deckenries ein go-tisierendes Blattgewinde zeigt.
Der zweifellos überladene Saal zeigt als Wandbil-den auf der Nordwand den Flekken Beromünster, die Städte Sursee, Sempach und Willisau, im Osten die Stadt Luzern mit einigen Museggtürmen. Weiter sind an der gleichen Wand die Schlösser Baldegg, Wyherhus und Heidegg zu sehen. Während an der Ostwand Fanfarenbläsen und Knappen in Luzerner Kriegstracht dargestellt sind, ist die längere Süd-wand mit Tanz- und Essszenen ausgemalt.
Ueberall sind Gebälk und in den Bildern Sprüche aufgeführt, im Versmass holperig, im Sinn nur ein-zeln gelungen. Ueber den Türen zum Ausgang, zur Küche und über der kleinen Bühne sind mit Wap-pen die Zünfte zuSchneidern, der Schuhmacher, der Pfister, der -gesellschaft Fidelitas, Zünfte der Gerber, der Kürschner, der Buchbinder, der Artillerieverein, sowie die Gesellschaft zu Schützen, zu Safran, der Ballen-Herren und der Zunft zu Metzgern aufge-führt. Im zentralen nördlichen Fenster ist in Glas-malerei im Masswerk der Männer-Radfahrerverein eingebrannt, darunter sehr klein der Vorstand und alle Mitglieder von 1897.
Offenbar haben alle diese Organisationen an diese aufwendige Ausstattung Beiträge entrichtet und sich auch ein „Stubenrecht“ gesichert. Jedenfalls hat die Safranzunft dieses Recht noch in einem Bilde an der Wand mit einer Urkunde bekräftigt.
Beurteilung dieses Saales. Nach heutigen Ansicht wirkt der Raum überladen und mehr historizierend als historisch. Die überbordende Begier, möglichst alles darzustellen, was um die Jahrhundertwende an historisch-heraldischen Kenntnissen vorlag, hat die künstlerische Leistung stark beeinträchtigt. Be-denkt man, dass einige der hier arbeitenden Maler, Bildhauer und Glasmaler später regional bekannte Künstler werden und bei ähnlichen Aufträgen bes-sere Arbeit leisteten (siehe Dornacherhaus am Hir-schenplatz) , so ist ihre Arbeit im Rütlisaal ihrer ju-gendlichen Begeisterung und der Unerfahrenheit zuzuschreiben. Der Saal wurde in den 50iger Jah-ren renoviert, wobei die bildhaften Darstellungen der bekannte Theatermaler Rottensteinen ausge-führt hat. Heute wären wieder einige Renovationen notwendig. Vor allem sind die Schriften auf Holz aus der Bauzeit kaum mehr lesbar.
Trotz der heute nicht sehr vorteilhaften Beurteilung spricht der Saal seine Besucher an. Der warme Holzton vermag Wärme zu vermitteln und zudem kommt das gesuchte mittelalterliche Gepräge den heutigen nostalgischen Gefühlen der von der Tech-nik bedrohten Menschen sehr entgegen.
Autor: Hans Schriber
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